Mittwoch, 8. April 2015

„Mit 30 bin ich Millionär“


Als ich noch klein war, sagte ich meiner Mutter auf die Frage, was ich mal werden will, immer:
„Ich werde Millionär“.

Als ich in der 12. Klasse war und mein Wirtschaftsabi machte, bemerkte ich, wie sehr die Welt darauf bedacht ist, das große Geld zu machen. Von dem Moment an war die Idee des kleinen Jungen gestorben. Ich wollte nicht nach etwas streben, dass die Welt kaputt macht; das die Menschen fälschlicherweise viel zu wichtig nehmen.

Heute weiß ich, ich bin bereits Millionär. Nicht im klassischen Sinne, sondern ein Gedankenmillionär. Das allerdings ist ebenfalls nichts, was ich anstrebte. Obwohl ich es wahrscheinlich immer schon war.

Es ist, als besäße ich eine eigene Produktion, eine unaufhaltsame Maschinerie von Gedanken.
Sie entstehen am laufenden Band. Die Produktion – der Kopf – spuckt sie nonstop aus. Es ist wie ein 3-Schicht-Betrieb, bei dem in der Nachtschicht die meisten Kapazitäten ausgeschöpft werden.

Das Problem an der Sache ist nur, dass die Produktion hauptsächlich Mangelware – schlechte oder unnötige Gedanken – hervorbringt. Selten kommt dabei Top-Qualität zustande. Selten sind es klare, gute Gedanken. Der Verschnitt ist einfach viel zu hoch.

Mittlerweile habe ich als Chef des Betriebes begriffen, dass die Wartung der Maschine für die Qualität des Produktes eine entscheidende Rolle spielt. Und dies erfolgt in meinem Falle eben durch Sport wie Fußball oder Joggen, Yoga und Meditation oder ganz einfach dem Genießen des Augenblicks. Dies wurde mir an meinem 30. Geburtstag richtig klar.

Abfallprodukte wie Hätteritis (hätte, wenn und aber, könnte, wollte, sollte…) oder auch chronischer Konjunktivismus können durch jene Wartungsmaßnahmen vermieden oder zumindest reduziert werden. Und diese Wartungsmaßnahmen bringen mit der Zeit auch mit sich, dass sich das Qualitätsmanagement automatisch verbessert. Mangelware kann sofort erkannt und aussortiert werden. Negative oder unnötige Gedanken können nur beobachtet werden und anschließend auch unbeachtet bleiben.

Es wird also Zeit, sich intensiv mit der Wartung zu beschäftigen.
Denn je besser die Maschine arbeitet, desto besser die Qualität.

Und wer weiß, vielleicht werde ich auch irgendwann die Produktionszahlen senken können.

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