Dienstag, 14. April 2015

Der Weg hat viele Ziele

Seit Monaten oder eher Jahren schon bin ich selbst auf der Suche nach dem Sinn oder dem Ziel in meinem Leben. Dass ich dieses bisher nicht gefunden habe, wirkte sich sicherlich auch negativ auf meine generelle Gemütslage aus. Oder um es auf den Punkt zu bringen: es war oder ist einer der Gründe für meine Depressionen. Diese sind noch nicht verschwunden und vielleicht werden sie das niemals mehr tun. Aber ich merke, dass das fehlende Ziel in meinem Leben noch einen großen Anteil an den Depressionen hat. Und wie man so schön sagt: Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung.:)

Das Problem bei mir ist unter anderem, dass ich alles immer sofort erledigt haben will. Ich bin einfach noch sehr ungeduldig. Das können sicher einige von Euch nachvollziehen.;)

Wenn ich sage, ich würde vielleicht gerne ein Studium machen, dann denke ich direkt, das ist aber schwer, das hab ich doch nicht drauf. Ich sehe mich dann aber im Endstadium, indem ich alles Gelernte schon drauf haben muss. Dass ich das alles in den ganzen Semestern lernen würde, blende ich irgendwie immer aus. Wenn ich sage, ich wäre gerne Schriftsteller, dann muss ich meiner Meinung nach morgen schon ein Buch raus bringen oder schon einen Blog haben, den täglich 100.000 Menschen lesen.

Ich habe früher folgenden Satz nie wirklich verstanden: „Der Weg ist das Ziel“.

Und als ich in Düsseldorf von meinem japanischen Chef beim ersten Gespräch nach der Einstellung gefragt wurde: „Where do you see yourself in five years?“, habe ich ihm unerwarteter Weise irgendetwas vorgebrabbelt, von wegen ich sei  gerade froh, dass ich einen guten Job gefunden habe und hoffe, in diesem sicher und gut zu sein. Das habe ich damals sogar ernst gemeint. Ich hatte nie die Absicht, im kaufmännischen Sinne die Karriereleiter hochzuklettern und Beförderung nach Beförderung zu sammeln. Aber ein anderes klar definiertes Ziel hatte ich trotzdem nie.


Durch gegebene Umstände beim Fußball sah ich kürzlich, wie wichtig es ist, klare Ziele zu haben. Dabei ist es egal, ob es als Fußballteam ein gemeinsames Ziel ist, auf das man hinarbeitet. Oder ob es ein Ziel eines Einzelnen ist. Wenn ich ein klares Ziel vor Augen habe, dann weiß ich auch, wofür ich etwas mache und dann gehe ich es auch mit der nötigen Motivation an.
Es ist quasi der Treibstoff meiner Taten.

Mein Problem war bisher immer, dass ich nicht wirklich wusste, was ich mit meinem jetzt 30-jährigen Leben wirklich anfangen soll. Ich wusste immer nur, dass das Schreiben mir am meisten Spaß macht. Nicht nur des Schreibens wegen, sondern auch, weil ich das Gefühl habe, ich kann meinen Mitmenschen etwas geben. Sie vielleicht zum Nachdenken anregen, sie zum Lachen bringen oder sie sonst auf irgendeine Weise berühren und bewegen. Und wenn ich dann gelegentlich „Post“ von Euch bekomme, in der Ihr mir das schreibt, weiß ich, ich mach alles richtig!:)

Der Haken an dieser Sache ist aber, dass es dafür weder eine Ausbildung noch einen Studiengang gibt, bei der oder bei dem man genau das lernen kann. Und somit ist es schwierig, den Weg zu gehen. Besonders wenn man am liebsten davon leben will. Mittlerweile ist mir das aber in sofern egal, als dass ich jetzt erstmal nur den Weg gehe und dabei Spaß habe. Ich merke, es ist der richtige. Alles andere wird sich zur richtigen Zeit einfach fügen. Ich muss nur daran glauben und es wollen und erstmal „in die Handlung kommen“. Alles andere kommt von allein.

Und so mache ich jetzt Schritt für Schritt, anstatt direkt den einen großen, der mir nicht gelingen kann. Denn ich kann nicht einfach Blogger mit 1 Mio. Lesern sein. Dahinter stecken wahrscheinlich immer Monate und Jahre voller Arbeit.

Aber ich habe, wie Ihr ja schon mitbekommen habt, jetzt meinen eigenen Blog. Und der nächste Schritt wurde heute von mir getan: Ich habe einen eigenen Youtube-Kanal. Natürlich heißt auch er "Huylles Freiheit". Also, zumindest habe ich jetzt schon einmal einen erstellt. Videos sollen dann natürlich auch noch folgen.:)

Und so merke ich

- während ich diese Zeilen auf dem Balkon im schattigen Plätzchen bei stahlender Sonne schreibe –

wie ich einen Fuß vor den anderen setze, wie gut und richtig es sich anfühlt und wie ein Puzzleteil nach dem anderen das Gesamtbild komplettiert. Und so ist jeder einzelne Schritt ein Etappenziel auf meinem Weg.


Denn es ist doch so: Wenn ich morgen ohne Navi nach München fahren würde, müsste ich mir auch die Strecke auf der Karte anschauen, um zu wissen, welche Ausfahrten ich wann nehmen muss.  Also bestreite ich auch diesen Weg mit Etappenzielen. Und so ist es doch wahrscheinlich bei allen Dingen.

In diesem Sinne: „Der Weg hat viele Ziele.“

Euer Huylle

Mittwoch, 8. April 2015

Willkommen in Absurdistan



Wenn heute ein Außerirdischer auf unsere Erde käme und fragte, wo er denn hier sei, könnte man ihm sagen: „In Absurdistan!“. Ich weiß nicht, wie seine Welt, von der er käme, aussieht. Es ist aber schwer vorzustellen, dass auch dort solche Absurditäten wie hierzuerden an der Tagesordnung sind.

Der Mensch wird als Geschöpf der Liebe und Glückseligkeit geboren. Wenn wir ein Baby sehen, geht unser Herz auf. Jedes Baby ist in seiner Natur Liebe und Glück. Das ist sein Wesen. Wenn es Hunger hat oder müde ist, meldet es sich lautstark. Sobald dieses Bedürfnis gestillt ist, herrscht wieder Glückseligkeit.

Keine Überraschung also, sind wir sehr ergriffen, wenn wir dieses Wunder des Menschen sehen.

Alles andere, die negativen Eigenschaften, kommt erst durch die Erziehung und Erfahrungen zustande. Halten wir also fest: Der Mensch in seinem Grundwesen ist Liebe und Glückseligkeit.

Durch sämtliche Erfahrungen und Ereignisse sowie die Erziehung entfernt sich jeder Mensch aber mehr oder weniger im Laufe seines Lebens immer mehr von diesen Grundwesenszügen.

Es geht in der Welt und der Menschheit leider viel zu selten um Menschlichkeit. Es geht vielmehr um #Macht und #Geld. Diese beiden in Kombination sind gefährlich für jeden Menschen. Es kann zur Unterdrückung führen. Unterdrückung von Frauen, Rassen, Sexualität und Religion u.ä.. Wer einem nicht gefällt, wird unterdrückt. Nur das, was einem selbst zusagt, ist korrekt und hat seine Berechtigung.

Diese Unterdrückung entsteht meiner Meinung nach aus Angst. Manche kennen sich mit etwas nicht aus und fürchten dies deshalb. Diese Angst führt oft dazu, dass sie in Hass umschlägt. Und selbstverständlich führt auch die Unterdrückung der anders Denkenden zu Hass. Denn keiner möchte seiner eigenen Ansichten und Vorstellungen, seiner Freiheit beraubt werden. Jeder möchte frei sein und auch frei leben können.

Aus Hass führt leider nicht selten Krieg. Kriege werden geführt, um seine Ideale durchsetzen zu können. Macht und Geld stehen im Vordergrund. Jeder soll nach dessen Pfeife tanzen, der das Problem hat. Egal, ob es nun Länder, Religionen oder Gangs sind.


Auch in der Industrie stehen die falschen Ziele im Vordergrund:
Gewinnmaximierung, Kostenreduzierung, Expansion… Mehr, mehr, mehr.
Diese Gier nach Profit bedeutet immer auch mehr Arbeit. Mehr Arbeit führt zu Stress.
Stress führt zu Krankheiten – sowohl körperlichen als auch seelischen.

Die Industrie hat sicherlich auch großen Anteil an der Umweltverschmutzung.
Großkonzerne nehmen in Kauf, die Umwelt schwer zu schädigen, damit sie kostengünstig Ihren Müll entsorgen können.
Aber jeder einzelne Mensch ist ja schon für die Umwelt selbst verantwortlich.
Kein Wunder, dass Großkonzerne so handeln, wenn der Einzelne bereits die leere Mäckes-Tüte aus dem Autofenster oder sonst eine Plastikverpackung auf den Boden wirft.

Wir leben in einer Welt, in der viele Menschen vergessen, dass sie nicht alleine auf Ihr leben und wir dankbar dafür sein sollten, anstatt sie mit Füßen zu treten.


Das Problem spiegelt sich doch auch schon in jedem Einzelnen wieder. Das, was wir im Inneren sind, transportieren wir auch nach außen. Wenn wir uns selbst nicht mit unseren Schwächen, Fehlern und Ängsten akzeptieren können, übertragen wir das auch auf das Außen. Also werden Ängste im Außen bekämpft, anstatt dass sie im Inneren akzeptiert werden. Und so hasst man Sachen und Menschen, die einem sein eigenes Spiegelbild vorhalten. Die Eigenschaften und Verhaltensweisen, die uns bei anderen stören, sind genau jene, die wir in uns nicht akzeptieren wollen oder gerne ebenfalls so ausleben wollten.


Die Lösung dürfte also sein, dass man im Innen wie im Außen sich und seinem Gegenüber mit Liebe, Respekt und Toleranz gegenüber tritt. Die Wertvorstellung muss ganz neu definiert werden…

Denn wer mit sich selbst im Reinen ist, der wird niemals einem anderen etwas Böses antun, sondern ihm helfen wollen.


In der heutigen Zeit ist Geld nicht mehr viel wert. Auch wenn fast die ganze Menschheit das fälschlicher Weise zu wissen meint.

Wertvoll sind doch vielmehr Eigenschaften wie Hilfsbereitschaft, Mitgefühl, Liebe, Toleranz und Respekt.

Wie der große #NelsonMandela einst sagte:
„Auch mit einer Umarmung kann man einen politischen Gegner bewegungsunfähig machen.“


Ich träume ganz naiv von einer besseren und freieren Welt. Ich träume von Frieden und wünsche mir, dass ich noch erleben darf, dass die Menschheit begreift, dass sie sich selbst vernichtet, wenn sie so weitermacht.

Großartige Menschen wie z.B. Gandhi oder Mandela, die als Vorreiter voraus gehen sind leider selten. Aber wenn jeder selbst etwas dazu beiträgt, kann die Menschheit sich auch wieder seinem ursprünglichen Wesenszug annähern.


In diesem Sinne
Cyber-Umarmung

Huylle

Verzeihen und Vergeben



Es ist jetzt schon zwei, drei Jahre her, dass ich meiner vermeintlichen Freundin J. viel Geld lieh.

J. und ich kannten uns bereits ein gutes Jahr. Wir hatten viel Kontakt und ich hatte das Gefühl, wir seien gute Freunde. Durch ihre diversen (wie sich später raus stellte, falschen) Erzählungen hatte ich über die Monate viel Mitgefühl für sie entwickelt. Eines Tages sprach sie davon, dass sie aus hierzu unwichtigen Gründen Schulden habe. Ich überlegte eine Weile und hatte ihr dann ein paar Tage später gesagt, dass ich ihr das Geld leihen könne. Wir sprachen ab, dass sie mir das Geld in Raten zurückgeben würde. Gesagt, getan. Ich überwies Ihr die Steine. Ich hatte damals nicht ansatzweise das Gefühl, ich würde das Geld nicht wieder bekommen. Ich war voller Vertrauen.

Ein paar Monate später schaute ich auf mein Konto und sah, dass noch kein Geld von ihr gekommen war. Ich sprach sie darauf an. Um Ausreden war sie aber nie verlegen. So auch diesmal.
Jedenfalls erhielt ich dann kurze Zeit später die ersten 100 Euro. Wahrscheinlich damit ich fürs Erste beruhigt war.
Die Wochen vergingen und wieder das gleiche: Diesmal erhielt ich nach mehreren Ausreden 50 Euro. Von vereinbarten Dauerauftrag keine Spur. Die Ausreden wurden immer besser: Sie verkaufe Ihr Auto bald und könne mir das Geld sofort in einmal geben. Später hätte sie im Lotto gewonnen etc. Der Kontakt war längst nicht mehr wirklich da, geschweige denn wie früher. Mittlerweile war sie zweimal umgezogen. Von Nieukerk nach Duisburg , wo ich noch beim Umzug half, und von dort nach Krefeld. Das hatte sie mir zumindest noch gesagt.


Ich wurde im Laufe der Zeit immer enttäuschter und daraufhin dann auch wütender. Anfangs dachte ich mir noch, ich darf nicht schlecht über sie denken. Ich bekomme das Geld schon. So unterdrückte ich meine Wut, weil ich auch dachte, dass wenn ich sie drauf anspreche, ich mir die Chance mehr verbaue, das Geld wiederzusehen. Wir hatten ja keinen Vertrag abgeschlossen, sodass ich mich hätte sicher fühlen können.
Nachdem sie sämtlichen Kontakt versuchte abzukappen, wurde es selbst mir zu viel. Auf meine SMS reagierte sie ohnehin schon länger nicht mehr, Anrufe nahm sie nicht an und auch im Facebook kaum noch Reaktionen.

Mir wurde klar, dass ich so einfach nicht an mein Geld käme. Immerhin standen noch viel mehr Euronen offen als ich bisher wieder bekommen hatte. Der nette und gutmütige Freund in mir war mit seinem Latein am Ende. Mittlerweile hatte ich auch schon diverse Nachrichten geschrieben, in denen ich meiner Wut etwas Luft machte - immer noch freundlich. Immerhin wollte ich mein Geld ja sehen. Da bringt verärgern wenig, dachte ich mir.

Aber all das hatte keinen Sinn! Es war zwecklos. J. glaubte ihre Geschichten wahrscheinlich wirklich auch selbst. Sie log ja auch ihre neuen Kolleginnen an, wie sich heraus stellte.

Ich sah also nur noch eine Chance: Ich kämpfe.
Davon abgesehen, dass ich mein Geld wieder haben wollte, war da ja noch viel mehr.
Ich war menschlich sehr verletzt und mehr als enttäuscht. Ich hatte mein blindes Vertrauen geschenkt und das war der Dank? Ich machte nicht nur ihr Vorwürfe wie verlogen und skrupellos sie war und mich ausnutzte, sondern besonders warf ich auch mir selbst vor, wie dumm und naiv ich an die Sache rangegangen war. Dass ich keinen Vertrag aufgesetzt oder wenigstens irgendetwas schriftlich festgehalten hatte.

Aus Enttäuschung und Wut war mittlerweile erst Zorn und dann Hass geworden. Diese Aggressionen gepaart mit anderen Problemen, die ich gleichzeitig hatte, waren sicherlich auch Grund für meine Nackenprobleme, die ich noch heute in abgeschwächter Form habe.

Ich war jetzt also bereit zu kämpfen. Und so kontaktierte ich meinen lieben Cousin. Er hat Jura studiert und konnte mir gute Ratschläge geben. Wir besprachen, wie ich vorzugehen hatte. Ich kam mir vor wie in einem Film. Er setzte mir ein Schreiben auf, um J. zu informieren. Ich schrieb J. vorab, dass ich nun bereit war, sie vor Gericht zu ziehen und dass dabei weitaus mehr Kosten für sie entstünden, als nur der noch offene Leihbetrag. Ich besorgte mir sogar von der Stadt Krefeld ihre neue Adresse, um ihr den Brief zustellen zu können. Kurz danach kam eine SMS, dass sie mir das Geld komplett überweisen würde. Und dies geschah dann wirklich. Ziemlich schnell sogar, wenn man bedenkt, wie sehr sie sich zuvor davor gesträubt hatte. Dank der Hilfe meines Cousins bekam ich also endlich – 1-2 Jahre nachdem ich es verliehen hatte - meine gesamten Kohlen wieder.

Ich war deutlich erleichtert. Mir fiel eine riesige Last ab und ich konnte das Kapitel „Geld eintreiben“ -  was mich wirklich sehr belastete - endlich abhaken. Denn in den Monaten davor versuchte ich immer wieder mir gutzureden, dass das schon klappt und so unterdrückte ich aber weiter die Wut und alle anderen Gefühle, die ich nicht zulassen wollte. Aber sie waren da und stauten sich immer weiter auf.

Was aber geblieben, obwohl ich mein Geld wieder hatte, waren der Schmerz und der Hass.
Monate und sogar Jahre trug ich es mit mir herum.

Und vorgestern dann, als ich nachts in meinem Bett lag und für mich die Ruhe der Meditation fand, wurde es mir klar: Ich werde diese Aggressionen, diese negativen Gefühle wie Enttäuschung, Wut, Zorn und Hass niemals richtig los, wenn ich sie weiter aufrecht erhalte. Die einzige Chance ist, sie loszulassen. Und das kann ich nur, indem ich J. und vor allem aber auch mir verzeihe und vergebe.
Die Vorwürfe Ihr und mir gegenüber stammen aus der Vergangenheit, aber ich hielt sie noch immer aufrecht, indem ich sie noch immer mit mir „rumschleppte“.

Ich kann aber J. nichts vorwerfen. Jeder Mensch hat seine Probleme, wurde anders erzogen, macht seine eigenen Erfahrungen. Und so wusste J. sich vielleicht nicht besser zu helfen - all die Jahre - als sich auf diese Weise zu verhalten. Ich war leider nicht der Einzige, den sie so behandelt hatte. Aber vielleicht und hoffentlich sogar wird auch J. irgendwann bemerken, dass der Weg, den sie dort geht, nicht der richtige ist. Das ist aber nicht mehr mein Problem.

Ich begriff in dieser vorletzten Nacht, dass ich auch mir nicht vorwerfen muss, dass ich so stark vertraue. Es ist keine Schwäche, sondern vielmehr eine Fähigkeit, eine Gabe, so blind vertrauen zu können.

Ich habe vielleicht den Fehler gemacht, zu schnell zu vertrauen oder auch einfach nur mich nicht vertraglich abzusichern. Jeder Mensch macht Fehler. Daran kann er wachsen, sofern er sich denn reflektieren kann. Ich habe meine Lehre aus dem Fehler gezogen und werde in Zukunft vorsichtiger sein. Mein großes Vertrauen in das Gute in jedem von uns Menschen behalte ich aber weiterhin! So bin ich einfach! Und das lasse ich mir nicht nehmen. Ich träume eben von einer guten und schönen Welt! Und den Traum werde ich immer träumen.

Doch das ist noch immer nicht alles. Durch eben genau diese Gedanken bin ich nun endlich dazu bereit, J. und mir das Ganze zu verzeihen und zu vergeben. Ich hatte immer das Gefühl, sie müsse sich dafür doch mal entschuldigen und einsehen, dass sie Fehler gemacht hat und sich schuldig fühlen. Da sie es nicht tat, wurde ich wiederum wütender. Ein Teufelskreis! Denn auf J.s Einsicht konnte ich vergebens warten.

Es liegt also immer nur an einem selbst.
Denn jemandem zu verzeihen und zu vergeben bedeutet nicht, dass man die andere Person unbestraft davon kommen lässt. Es bedeutet nicht, dass man jemandem etwas nachsieht, ohne dass er davon weiß, ohne dass er sich schuldig fühlt (was er doch verdammt nochmal tun sollte!;)

Es bedeutet vielmehr, dass man sich selbst von Lasten befreit, die man schon viel zu lange mit sich herum getragen hat. Und diese Lasten sind keine Lasten, die man für den anderen trägt.
Ich habe mir diese Last selbst auferlegt. Ich machte die Vorwürfe und habe die unerfüllten Erwartungen gehabt. Mich hat keiner darum gebeten, dies zu tun. Also liegt es doch auch an mir, diese Last von mir abzuwerfen und mich davon zu befreien.

Und dies gelingt mir eben nur, wenn ich die Sache loslasse, indem ich J. und mir verzeihe und vergebe.


In diesem Sinne
Huylle

Beschenke dich selbst – mein 30. Geburtstag



Neben all den lieben Geburtstagsgrüßen über sämtliche Wege der Kommunikation sowie persönliche Gratulationen und sogar Geschenke gab es an meinem 30. ein ganz persönliches Geschenk, das ich mir unerwartet selbst machte.

 Vorab aber mit einiger Verspätung noch ein großes „Danke schön!“ an alle, die an mich gedacht haben und auch an alle, die spontan auf „ein Bier“ mit mir zusammen gingen.
Diese Art der Danksagung hatte ich so bereits geplant…


Es war Mittwoch, der 30.7.2014, halb zwölf und ich überlegte, was ich denn so an meinem Tag machen könnte. Ich wollte nicht den ganzen Tag damit verbringen, auf mein Handy zu starren, um die nächsten Geburtstagsgrüße sofort in Empfang nehmen zu können. Die Sonne schien als wäre sie heute nur für mich aus Ihrem Bettchen gekrochen, um mir meinen Tag zu verschönern. Also beschloss ich, mich sportlich etwas auf die anstehende Fußballsaison vorzubereiten.

Ich hatte irgendwann einmal gelesen, dass barfuß Joggen eine Wohltat für die Füße und den gesamten Körper sei, da es zum Ursprung des Menschen, sich fortzubewegen, zurück gehe.

Und so hatte ich die geistreiche Idee, die Schuhe auszuziehen und einmal eine neue Jogging-Route auszuprobieren. Ich joggte also barfuß aus Nieukerk Richtung Poelyck heraus. Unter der B9-Brücke hindurch und hinaus ins „freie Feld“. Es war, hingegen des Gelesenen, ziemlich unangenehm auf der mit kleinen Steinchen geschmückten Feldstraße barfuß zu joggen. Aber ich wollte es probieren, also lief ich weiter. Und nach ein paar Metern konnte ich auch schon auf den Rand der Straße, der direkt an ein Maisfeld grenzte, ausweichen. Hier war es dank des Grases weich und angenehmer zu laufen. Allerdings waren zwischendurch immer mal wieder Disteln zwischen den grünen Grashalmen, was dann auch hier also etwas unangenehm ins Gewicht fiel. Ich war noch nicht weit gelaufen, vielleicht 1-2 km, merkte aber schon, dass ich heute nicht allzu weit laufen würde. Am Maisfeld war ich nun vorbei gelaufen und es folgte daraufhin ein bereits gerodetes Getreidefeld. Ich lief einfach weiter und dachte: „Och, hier is‘ et aber auch ganz schön. Idyllisch irgendwie. Typisch Land halt!“. Und das meinte ich keineswegs negativ. Im Gegenteil. Ich merkte in diesem Augenblick, dass auch dies zu mir und meiner Heimat gehört. Jeder, der von hier oder sonstigen ländlichen Gefilden kommt, dürfte das verstehen.

Da ich wegen des zum Laufen eher unkomfortablen Bodens immer wieder nach unten schaute, um nicht in oder auf etwas zu treten (Disteln, Steinchen, Hundepuuu), sah ich kurze Zeit später einen weißen Schmetterling, der flach über das Gras flatterte. Da ich eh keine große Lust mehr zu laufen hatte, blieb ich stehen und verfolgte ihn mit meinen Augen. Er flatterte gefühlt in aller Seelenruhe weiter und überquerte die Straße. Dort setzte er sich auf einen der höheren Grashalme des Randes. Ich beschloss, meine beachtliche Jogging-Leistung hier zu unterbrechen und setzte mich vor das gelbe,  gerodete Feld auf den Grünstreifen zwischen Feld und Straße mit Blick aufs Feld und ruhte mich aus. Die Beine angewinkelt und mit den Händen stütze ich mich hinter meinem Oberkörper ab. Ich atmete tief durch die Nase ein und tief durch den Mund aus. Dabei merkte ich (wie immer, wenn ich so atme), wie ich immer ruhiger wurde. Ich lauschte den Geräuschen der Natur. Ich hörte Grillen zirpen, den Wind gelegentlich in mein linkes Ohr pfeifen und auch die etwas weiter weg auf der B9 vorbei fahrenden Autos nahm ich wahr. Auch, wenn sie nicht gerade zur Natur gehören,  störte es mich in diesem Szenario nicht. Es war, wie es war. Und so war es perfekt.

Die Sonne schien mir ins Gesicht, ab und zu flatterte ein weiterer Schmetterling direkt an mir vorbei. Manchmal war es sogar einer dieser schwarz-orangen. Sie alle flatterten beachtlich langsam, so, als hätten sie heute nichts anderes mehr vor. Ich sank weiter in den Moment. Immer wieder pfiff der Wind leise und die Grillen zirpten. Links von mir war ein noch nicht gerodetes Getreidefeld. Dahinter konnte man zwei, drei Bauernhöfe erkennen. Wenn man knapp über das Feld schaute, verschwamm das Bild etwas durch die Wärme oder sogar Hitze des Tages. Es sah so aus, als bewegten sich die Häuser etwas. Ab und zu schloss ich die Augen, um den Moment noch mehr zu genießen. Als ich dabei einmal an mir herunterschaute, sah ich einen Tausendfüßler, der mein rechtes Schienbein hochkrabbelte. Anders als sonst vielleicht, schnippte ich ihn nicht hektisch weg. Nein, ich beobachtete ihn noch eine Weile, sagte „Na Kleiner!“. Dann riss ich ein Grashalm ab, auf das er Krabbeln konnte. Dann setzte ich ihn wieder in der Natur, im Gras, ab. Ich war völlig entspannt und genoss den Augenblick in jeder Sekunde, die er anhielt.

Dann hörte ich dumpf, wie ein Auto aus dem Dorf näher kam. Es riss mich aus dem Moment. Ich machte mir Gedanken, was die wohl denken, wenn sie jemanden hier so sitzen sehen, der barfuß am Rand sitzt und ins Weite starrt. Das Auto hielt aber auf der Höhe zwischen Mais- und gerodetem Feld an und parkte an der Seite. Etwa drei-, vierhundert Meter von mir entfernt. Ein Mann stieg aus und pisste ins Maisfeld. Irgendwie ging die Idylle verloren.

Dann verschwand er wieder im Auto. Ich beobachtete nur. Danach stieg eine Frau aus. Ich dachte, ich würde jetzt Zeuge vom Sex im Freien. Aber dann ging sie mit einem Hund, den ich jetzt erst sah, den Rand des Maisfeldes hoch. Ich schaute nur hinterher und dachte, wie entspannend das sein muss, mittags um Zwölf mal eine Runde mit dem Hund im Feld zu gehen. Ich schaute noch etwas hinterher und blickte dann wieder in die Weite des Ausblicks. Ich konnte in der Ferne Windräder sehen, die sich drehten. Dann hörte ich ein Flugzeug und blickte gen Himmel. Das Flugzeug sah ich, aber auch drei schwarze Vögel, die sich im Winde gleiten ließen und Ihre Kreise zogen. Ich dachte mir: „Die Menschen versuchen echt alles, um fliegen zu können. Und kommen dem auch schon nahe. Aber niemals wird ein Mensch so frei fliegen können, wie diese Vögel an diesem Tage.“ Meine Gedanken schweiften wieder ab. Ich bemerkte das und versuchte wieder einfach nur den Moment zu genießen. Dies gelang mir auch recht schnell. Ich nahm die bunten Farben der Natur wahr. Das grüne Gras, das gelbe Getreidefeld, den blauen Himmel. Ich war einfach sehr entspannt und zufrieden. Kein Handy, das klingelte. Kein Zwang, die letzten 30 verpassten Minuten im Facebook nachzuschauen. Einfach nur der Moment und ich.

Und trotzdem wurde ich immer wieder aus dem Moment gerissen. Es fuhren Leute mit dem Fahrrad vorbei und schon ging meine Gedankenspirale wieder los. Oder Autos fuhren die Straße entlang und mein Kopf ratterte wieder, was die wohl denken würden, was sie machen könnten, wohin sie führen und so weiter.

Ich kam recht schnell wieder zurück und genoss das „Spektakel“ der Natur. Aber ich bemerkte trotzdem auch, wie sehr ich mich von allem ablenken ließ, anstatt einfach nur auf das Wesentliche zu achten. Es zeigte mir, wie abhängig ich von den Erfindungen der Menschheit bin. Seien es Autos, Handys oder sonstwas und darüberhinaus auch, wie abhängig ich mich noch von den vermeintlichen Gedanken anderer leiten lasse. Das ist sicher etwas, was ich weiterhin abstellen möchte!


Nichtsdestotrotz war diese kurze Zeit meines Geburtstages mein ganz persönliches Highlight
 Ich war selten so entspannt und geruht in mir selbst und genoss den Moment einfach ohne an irgendetwas anderes zu denken. Ich dachte immer, ich müsse mal in Urlaub fahren, um entspannen zu können. Dies zeigte mir, dass wir jederzeit Urlaub haben können, wenn wir nur bereit sind, uns die Zeit dafür zu nehmen. Es braucht keinen Strand im Paradies Holland :) oder eine Wanderung in den Bergen oder eine Kreuzfahrt, um zur Ruhe zu kommen. Die Ruhe ist in uns. Wir müssen nur gewillt sein, sie zu hören und sie sich entfalten zu lassen. Wenn wir mehr auf das achten, was um uns passiert und dies genießen, kommt die Entspannung automatisch.

Es zählt nur der Moment, nur das ewige Jetzt…

„Mit 30 bin ich Millionär“


Als ich noch klein war, sagte ich meiner Mutter auf die Frage, was ich mal werden will, immer:
„Ich werde Millionär“.

Als ich in der 12. Klasse war und mein Wirtschaftsabi machte, bemerkte ich, wie sehr die Welt darauf bedacht ist, das große Geld zu machen. Von dem Moment an war die Idee des kleinen Jungen gestorben. Ich wollte nicht nach etwas streben, dass die Welt kaputt macht; das die Menschen fälschlicherweise viel zu wichtig nehmen.

Heute weiß ich, ich bin bereits Millionär. Nicht im klassischen Sinne, sondern ein Gedankenmillionär. Das allerdings ist ebenfalls nichts, was ich anstrebte. Obwohl ich es wahrscheinlich immer schon war.

Es ist, als besäße ich eine eigene Produktion, eine unaufhaltsame Maschinerie von Gedanken.
Sie entstehen am laufenden Band. Die Produktion – der Kopf – spuckt sie nonstop aus. Es ist wie ein 3-Schicht-Betrieb, bei dem in der Nachtschicht die meisten Kapazitäten ausgeschöpft werden.

Das Problem an der Sache ist nur, dass die Produktion hauptsächlich Mangelware – schlechte oder unnötige Gedanken – hervorbringt. Selten kommt dabei Top-Qualität zustande. Selten sind es klare, gute Gedanken. Der Verschnitt ist einfach viel zu hoch.

Mittlerweile habe ich als Chef des Betriebes begriffen, dass die Wartung der Maschine für die Qualität des Produktes eine entscheidende Rolle spielt. Und dies erfolgt in meinem Falle eben durch Sport wie Fußball oder Joggen, Yoga und Meditation oder ganz einfach dem Genießen des Augenblicks. Dies wurde mir an meinem 30. Geburtstag richtig klar.

Abfallprodukte wie Hätteritis (hätte, wenn und aber, könnte, wollte, sollte…) oder auch chronischer Konjunktivismus können durch jene Wartungsmaßnahmen vermieden oder zumindest reduziert werden. Und diese Wartungsmaßnahmen bringen mit der Zeit auch mit sich, dass sich das Qualitätsmanagement automatisch verbessert. Mangelware kann sofort erkannt und aussortiert werden. Negative oder unnötige Gedanken können nur beobachtet werden und anschließend auch unbeachtet bleiben.

Es wird also Zeit, sich intensiv mit der Wartung zu beschäftigen.
Denn je besser die Maschine arbeitet, desto besser die Qualität.

Und wer weiß, vielleicht werde ich auch irgendwann die Produktionszahlen senken können.