Donnerstag, 7. Mai 2015

Ich sterbe, also leb ich



Letzte Woche kaufte ich mir das Buch „Wenn morgen mein letzter Tag wäre: So finden Sie heraus, was im Leben wirklich zählt“ von Ulrike Scheuermann. Ich wurde darauf aufmerksam, weiß allerdings nicht mehr, wodurch.:)

Wie dem auch sei, beschäftigt sich das Buch mit dem schwierigen Thema „Tod“ und damit, wie man lebte, wüsste man, dass man zu einem bestimmten Zeitpunkt stürbe.
Es sind sieben Übungsteile, die meiner Meinung nach wirklich gut und hilfreich sind, das Thema anzugehen. Auch wenn ich Stand jetzt erst bei Kapitel 4 bin, merke ich, dass sich in meiner Sichtweise etwas verändert.

Ich selbst tue mich bis heute auch extrem schwer, was das Thema betrifft. Wenn ich damit konfrontiert werde, wird es still um mich und ich weiß kaum etwas zu sagen. Diese bedrückende, schwere Stille ist greifbar. Denn ich weiß ja nicht, in wie fern ich den Gegenüber verletzen könnte oder ihm zu nahe trete. Ein heikles Thema! Aber wahrscheinlich, weil jeder es zu diesem macht.

Vielleicht würde es anders aussehen, wenn wir damit alle irgendwie offener umgehen könnten.
Das ist mein Versuch:


Das Buch nennt direkt zu Beginn zwei Sätze, die mich sofort packten:

1. „Eines Tages werde ich sterben.“
2. „Jeder Mensch stirbt am Ende seines Lebens.“

Ich finde beide Sätze sehr treffend, weil sie einfach wahr sind.
Und so direkt habe ich diese Wahrheit noch nie gehört oder gelesen – zumindest nicht bewusst.

Es ist doch so, dass wir, sobald wir geboren, mit 100%-iger Sicherheit irgendwann sterben.
Keiner weiß, wann es geschieht. Aber dass es passieren wird, das ist gewiss!
Wir allerdings versuchen diese Gewissheit auszublenden, weil es schmerzhaft ist, sich damit auseinanderzusetzen. Sich vor Augen zu führen, dass man eines Tages nicht mehr sein wird, ist auch  schwierig zu begreifen. Sich mit dem Tod oder eher noch mit seinem eigenen Tod auseinander setzen kann man doch auch noch, wenn man kurz davor ist… Später eben.

Ich glaube mittlerweile aber, dass es durchaus hilfreich ist, sich dessen ganz bewusst zu sein, sich dessen anzunehmen und dementsprechend zu handeln. Denn, wenn ich den Tod als gewiss akzeptiere, kann ich das Leben doch auch dementsprechend würdigen und noch mehr genießen.

Vielleicht hilft ein Wechsel der Perspektive: Wir werden geboren, um zu sterben.
Wenn wir dies anders herum betrachten, hieße es:

Wir sterben, um zu leben.

Und das wiederrum gefällt mir doch sehr viel besser.
Wir sind diejenigen, die das Leben mit Leben füllen können.
Wir sind diejenigen, die es in der Hand haben, am Sterbebett sagen zu können:
„Ich hatte ein erfülltes, glückliches Leben. Je ne regret rien. Ich bereue nichts.“
Es liegt also an uns, den Tod zu etwas Sinnvollem zu machen. Denn beides gehört zusammen.
Das Leben und der Tod sind ein Ganzes.

Soweit zum eigenen Tod.

Aber es sterben leider auch andere Menschen als nur wir selbst. Und das ist irgendwie noch viel schlimmer. Wenn ich morgen stürbe, wäre es so. Ich hätte damit eher weniger zutun. Meine geliebten Mitmenschen da schon viel eher.

Und das ist eben auch das Problem. Der Tod hat zwangsläufig mit Verlust und Abschied zutun.
Wenn es um jemanden geht, der ein langes, erfülltes Leben hatte, können wir uns damit irgendwie trösten. Holt der Tod aber unerwartet jemanden, bei dem man noch keineswegs damit rechnen konnte – durch Krankheit oder Unfall – dann trifft es uns alle wie einen Schlag. Wir können es nicht verstehen und hadern mit der Welt und gegebenenfalls mit Gott.
„Wieso geschieht so etwas? So etwas ist doch nicht fair… Was für ein Gott…“

Ich habe dafür auch keine Antwort parat. Nur einen Gedanke, der es vielleicht auch erträglicher, tröstlicher macht.

„Jeder Mensch stirbt am Ende seines Lebens.“
Wann das sein wird, kann wohl keiner voraussagen.
Vielleicht sollten wir dies dann irgendwann akzeptieren und versuchen, es positiv zu sehen.
Wahrscheinlich hatte der Tod eben jener Person einen Zweck, der sich erst später heraus stellt. Vielleicht rückt die Familie dadurch näher zusammen; vielleicht begreift jemand dadurch, dass das Leben zu kurz ist, um etwas nicht zutun oder etwas zu lange zutun.
Irgendwas verändert der Tod doch meistens.
Vielleicht war es die Bestimmung der Person, uns zu diesem Zeitpunkt zu verlassen. Ich bin mir da eigentlich ziemlich sicher.

Alles fügt sich! Alles hat seinen Sinn!

Und eben jenen können wir dem Ereignis auch selbst zusprechen.
Es liegt doch an uns, die Dinge so zu sehen, wie Sie für uns Sinn machen.


Gestern Nacht lag ich wach und konnte nicht schlafen. Da schaute ich mir noch den Film
„Die Bücherdiebin“ von Markus Zusak an. Ich dachte, es ging - wie im Inhaltstext beschrieben - darum, in eine Fantasiereise der Worte abzudriften. Das tat es auch irgendwie. Aber der Film spielte zur Zeit des Zweiten Weltkriegs und beschäftigte sich somit zwangsläufig auch mit dem Tod.

Ich kann diesen Film übrigens sehr empfehlen! Auch wenn es sich gerade vielleicht etwas düster anhört. Es ist ein auf seine Weise ein schöner Film.

Jedenfalls spricht in diesem Film gelegentlich der Tod, der über die Dächer schleicht. Der Tod in dem Film holte die gerade erst Verstorbenen Seelen ab. Er sammelte sie ein. Und bei einer Stelle wurde mir etwas klar, als er sprach: „Seine Seele rannte einfach in meine Arme.“

Vielleicht sollten wir den Tod als Geschenk sehen. Denn ich glaube, dass unsere Seele nach dem Tod weiterlebt. Und manche Seelen sind vielleicht noch unter uns und passen auf uns auf. Warum auch nicht?!  Es hört nicht einfach auf und dann ist da gar nichts mehr. Vielleicht ist unser Leben oder sind unsere diversen Leben wirklich Prüfungen“ oder eher noch Abschnitte, in denen unsere Seelen etwas Bestimmtes erfahren möchten. Wir durchlaufen gewisse Ereignisse immer wieder auf andere Art, bis wir daraus gelernt haben.

Ich zum Beispiel mit der Depression: Bis ich dahinter komme, woran es letztlich liegt, erfahre ich immer wieder neue Situationen, in denen ich damit konfrontiert werde, um es zu ändern, um daraus zu lernen. Es ist nur immer eine andere Maske. Das Problem dahinter ist das gleiche.
Und diese Probleme haben sich unsere Seelen vielleicht ausgesucht, um die Erfahrung zu machen, sie zu überwinden. Vielleicht kommen die Seelen danach auf eine andere Stufe. Sozusagen ins nächste Level. So wie bei Super Mario.:)

Für mich macht es das Ganze schon erträglicher, es so zu sehen.
Mit dem Tod wird die tote Seele erlöst.
Der Tod nimmt sie in seine Arme und geleitet sie gen Himmel.
Vielleicht ist der Tod ja der Türsteher des Himmels.
Oder der Reiseführer, der uns von der Erde zum Himmel geleitet.

Wenn wir den Tod nicht als dunkles Monster sehen, sondern als eine Art Freund, einen Wegbegleiter oder Wegweiser ins schöne Ungewisse, dann wird er gleich erträglicher und verliert seine beängstigende Macht.

Für manche oder viele mag es verrückt klingen, aber ich selbst habe eine Erfahrung gemacht, die mich fest daran glauben lässt, dass es einen Gott gibt und dass es nach dem Tod weitergeht.

Der Himmel ist für mich das hellste und wohlig wärmste Licht, das man sich nicht einmal ansatzweise vorstellen kann. Und durch den Tod dorthin zu gelangen, ist nichts Schlimmes, sondern wahrscheinlich mit das Schönste, was passieren kann.


Ich hoffe, das Thema hat Euch nicht direkt abgeschreckt und ihr lest auch diese Zeilen noch!:)

Ich würde gerne hören, was Ihr darüber denkt. Gerne direkt hier als Kommentar oder als privat Nachricht.

Lebendige Grüße
Huylle

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