Es war
einmal ein kleiner Löwenjunge namens Martin.
Eines frühen Abends schleicht er sich für einen kleinen, unaufmerksamen Augenblick
seiner Mutter davon, um die Gegend zu erkunden. So jung Martin ist, hat er noch
keine Ahnung, dass er sich in Lebensgefahr begibt.
Plötzlich taucht hinter einem Strauch Morsi, die hungrige Hyäne, auf. Sie will
sich Martin schnappen. Und so rennt sie auf Martin zu. Dabei heult sie gar
vorfreudig auf Ihr Fressen. Doch dieses Heulen bemerkt Martin und erkennt so
die Gefahr im letzten Augenblick. Als Morsi Martin packen will, springt Martin
schnell davon. Morsi trifft Martin mit seinen scharfen Krallen am rechten Ohr
und verpasst ihm eine klaffende Wunde. Martin ist sichtlich getroffen und
orientierungslos. Morsi setzt zur zweiten Attacke an, doch da kommt plötzlich
aus der Dunkelheit Martins Mutter. Sie stellt sich vor Martin, verteidigt ihr
kleines Junges und schlägt Morsi in die Flucht.
Martin kommt langsam wieder zu sich, kann aber nichts mehr auf dem Ohr hören
und die Wunde ist wirklich tief.
Die Zeit verging. Tag für Tag, Jahr für Jahr.
Die Wunde war schnell verheilt, doch was blieb, war eine Narbe. Und auch hören
würde der kleine Martin auf seinem rechten Ohr wohl nie mehr.
Die anderen Löwenjungen machten sich über Martins Ohr und darüber, dass er
darauf nicht mehr hören konnte lustig. Irgendwann lernte Martin, dass, wenn er
sich selbst darüber lustig machte, es nicht mehr so schlimm war. Und auch den
Kampf mit Morsi vergaß Martin alsbald.
Eines Tages - Martin war nun selbst schon ein großer, ausgewachsener Löwe -
fragte Martin seine Mutter, warum er denn überhaupt Martin hieß.
Seine Mutter erzählte ihm die Geschichte von der Hyäne Morsi und erklärte
weiter: „Der Name Martin stammt vom Mars, dem Kriegsgott. Es bedeutet „Der
Kriegerische“. Weißt du, du hast damals dem Tod schon ins Auge geschaut und gegen eine Hyäne um dein Leben gekämpft.
Dein Löwenherz war stark und groß genug,
diesen Kampf zu gewinnen. Nach diesem Abend gaben wir dir den Namen
„Martin“.“
Martin hatte das alles nie so gesehen. Er wusste nichts mehr von seinem
Kämpferherz.
Und für ihn war der Unfall mit seinem Ohr eher eine Schwäche.
Nun aber erkannte er, dass sich hinter dieser äußerlichen Schwäche eine große
Stärke versteckte. Martin hatte sie nur hinter dem Gespött anderer und der
Narbe immer übersehen. Anscheinend steckte in ihm ein viel größerer Krieger und
ein größeres Kampfherz, als er bisher immer angenommen hatte.
Als er dies erkannte, änderte es seine Sicht auf das Leben. Er wusste, er müsse
nichts mehr fürchten, weil in ihm ein starkes Löwenherz schlug. Er konnte alles
schaffen, hatte er doch schon als kleiner Löwe dem Tod ins Gesicht gelacht und
den Kampf ums Überleben gewonnen.
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