Dienstag, 7. Juli 2015

Mein Amsterdam-Abenteuer – (Teil 2)

Als ich am ersten Tag nach dem chilligen Zusammensein mit den anderen im Bett lag und pennen wollte, sagte Elodia mir noch, dass da ein Käfer auf meinen Sachen neben dem Bett lief. Ich hatte sie nicht ganz verstanden, schaute nach und sah den Käfer. Zuhause wäre ich total genervt aufgestanden, hätte ihn versucht einzufangen, um ihn dann an die frische Luft zu lassen und somit raus aus meinem Zimmer. Schließlich habe ich ja keine Lust, in der Nacht bekrabbelt zu werden oder wie man es gerne mal hört, so ein Tierchen im Schlaf zu verschlucken. Töten aber ist spätestens seit „The Karate Kid“ (mit Jaden Smith und Jackie Chan) keine Option mehr.
Da ich aber so kaputt war, sah ich den Käfer nur an und dachte mir: „Scheiß drauf! Mach wat du willst, ich geh jetzt pennen!“. Mir war alles es sowas von egal. Ich wollte nur noch schlafen. Und der Käfer war sicher nicht das einzige Tier in dem Boot. Immerhin lag es auf einem Kanal und der wiederum lag an einem Park. Also Augen zu und Nacht!


Obwohl ich einige Male wegen der Wärme im Boot wach wurde, schlief ich erstaunlich gut und wachte so gegen 10 Uhr auf. Alle rüselten bereits auf dem Boot herum. Ich hörte neue Stimmen. Ein amerikanisches Pärchen war angekommen. Ich wollte nicht aufstehen, nicht raus gehen. Ich fand’s einfach alles ekelhaft. Ich hatte mittlerweile seit über 27 Stunden nicht mehr geduscht, dafür aber einen ganzen Tag und eine Nacht geschwitzt hatte und meine Zähne waren noch nicht geputzt. Das kann ich ja fast noch weniger leiden! Außerdem musste ich auf Toilette. Normalerweise bin ich nach all dem erst bereit, jemandem freundlich ins Gesicht zu schauen und zu sagen: „Good morning, nice to meet you. I’m Martin.“ Aber anscheinend blieb mir keine andere Wahl. Ich Fuchs hatte aber auch noch Mundspray dabei. Das reichte mir. Ich nahm meine Zahnputzutensilien, ging raus und begrüßte das Pärchen schnell, aber freundlich und ging raus aufs Boot zum Zähneputzen. Wieder mal eine Lektion in Sachen Gelassenheit erteilt bekommen.:) Es sollte nicht die einzige bleiben, an diesem Tag.
Dann ging es mir auch gleich schon etwas besser.
Dieses Gefühl steigerte sich dann noch, als ich mit den anderen Männern zum Camping Platz lief, um meine lang ersehnte Dusche zu nehmen. Und zuvor gab’s noch nen Toilettengang.:) Wer die Campingplatz-Toiletten kennt, weiß, sie sind auch nicht gerade die bequemsten. Aber im Gegensatz zum Boot konnte man eine Spülung drücken und da Papier IN die Toilette werfen.:D Purer Luxus also zu meinem derzeitigen Stand.
Und dann nach einem 12 minütigem Lauf kam die Dusche. 27 Stunden liefen mir dank des heißen Wassers vom Körper und verabschiedeten sich im Abfluss. Ich war so erfrischt nach dieser Dusche, einfach ein Weltgefühl! Ich werde wohl nie mehr vergessen und immer zu schätzen wissen, wie schön es ist, eine Dusche zu haben, die man immer nutzen kann, wenn man will. Auch wenn die Wärme/Kälte nicht zu regulieren war, war es einfach Gold wert. Gleiches gilt natürlich auch für die Toilette…
Die anderen saßen bereits im Café des Campingplatzes, als ich dazu kam. Ich trank etwas Kaltes und hörte die Musik im Hintergrund. Sehr geil! Das war das, was ich mir vorgestellt hatte. Irgendwo chillig sitzen und dazu passende Musik hören. Das ist meine Welt!:) Ich bekam Lust, die Bar zu besuchen, die Tim mir empfohlen hatte.
Ich zog mir an einer Fischbude auf dem Weg in ordentlicher Hitze noch Kibbeling mit Knoofisaus rein und machte mich auf den Weg.
Dort angekommen fand ich’s total gut. Es war eine Art Hafen oder Docks, wo sich mittlerweile aber Künstler herumtrieben und ihren Visionen freien Lauf ließen. Alles dort traf voll meinen Gefallen. Alles war rostig und kunstvoll. Alte Gebäude, Schiffe und sogar Zugwagons, große Lagerhallen…Ein paar Fotos von der Gegend also hier:*



In dem Kran sind übrigens Hostelzimmer!:)





An der Beachbar „Pllek“ * setzte ich mich etwas abseits des ganzen Getümmels direkt ans Wasser und genoss ein eiskaltes Beck’s *, während ich in der Sonne saß, der Wind mir durch die Mähne wehte und ich auf das Wasser und die umliegende Gegend schaute. Ein schönes Gefühl. Total entspannt und froh, endlich was Gutes gefunden zu haben.




Außerdem hatte ich mir ja auch vorgenommen, diesen Platz zu besuchen, obwohl ich alleine bin und mich das alles irgendwie nervt oder ich mir doof vorkomme. Also hatte ich mich auch dieser Herausforderung wieder gestellt und wurde belohnt.

Ich hörte dann auf einmal Live-Musik. Auf dem Weg zum Pllek hatte ich bereits einen Gitarristen gesehen, der vor sich hin spielte. Nun sang noch jemand dazu. Eine gute Stimme. Ich stand sofort auf und schaute nach. Und mitten auf dem Platz neben den Parkplätzen spielten sie tatsächlich und ein Pärchen tanzte dazu. Verrückt! Mitten am Tag. Ein paar wenige Zuschauer standen noch dort. Ich setzte mich etwas fernab des Geschehens auf eine kleine Mauer und schaute mir das Spektakel ebenfalls an. Die Musik war cool, das Tanzen fand ich jetzt nichts Weltbewegendes. Aber insgesamt machte es irgendwie was her. Und auch dieses Szenario bestätigte mir, das die Entscheidung die richtige war, mich dorthin zu begeben und mich erneut herauszufordern.


Danach ging ich in der Gegend bei Brood noch ein Stück Pizza essen, fütterte währenddessen einen Spatzen *, der mich am Tisch besuchte, ging nochmal zurück zum Pllek auf ein Beck’s und nahm dann irgendwann wieder die Fähre zurück.



Ich bekam die Fähre gerade noch. Und ein Fuchs, der ich ja einer bin, blieb ich direkt hinten auf der Fähre. Dort konnte ich  nämlich sitzen und war auch noch im Schatten. Ich saß direkt vor der hochgeklappten Stufe. Und dann fuhr die Fähre los. Und zack! Sie drehte sich um 180 Grad und ich saß mit meiner bärtigen Fresse wieder in der knallen Sonne. Immerhin bekam ich ja noch den Fahrtwind ab. Ich hatte mich mit der Situation dann halt auch arrangieren können und schaute mir die Gegend an. Plötzlich kam die Fähre etwas in Wallung und eine Welle schwappte über die hochgeklappte Stufe auf die Fähre. Und zwar genau auf mich drauf! Ungelogen, ich bekam so gut wie die ganze Welle ins Gesicht und auf Oberkörper und Beine. Ich dachte nur: „Dat glaub ich jetzt nicht!“. Die anderen, hauptsächlich Frauen so um die 30, bekamen nur ein bisschen ab und lachten. Als sie mich sahen, lachten sie noch mehr. Ich schüttelte nur den Kopf und dachte: „Auch klar, dass es mich trifft!“…

Aber ich blieb entspannt. In Deutschland in ähnlicher Situation hätte ich wahrscheinlich den Kapitän wegen des Wendemanövers, die Fähre an sich, und die Welle für ihr Kommen verflucht und aufs Übelste beschimpft. Aber ich blieb total entspannt. Sah das Gute daran: Ich bekam eine Abkühlung in der Hitze. Ändern konnt ich’s eh nicht mehr. Und alles und jeden dafür zu beschuldigen, brächte mir auch überhaupt nichts. Also lächelte ich und schaute weiter durch die Gegend.

Ich hoffe, ich erinnere mich in ähnlichen Situationen an jene und kann dadurch dann auch wieder ähnlich gelassen bleiben.


… Am Boot angekommen, hing ich nur noch ab, lag im Gras und schaukelte ne Runde.*

Es war mittlerweile ja auch schon wieder acht, halb neun.

Der Tag war echt fein soweit. Nun kam ich aber zum Boot zurück und war wieder genervt von den Umständen. Natürlich konnte ich keinem einen Vorwurf machen, schließlich war alles genau so wie beschrieben und ich hatte mich bewusst dafür entschieden.

Aber trotzdem war ich wieder genervt von dem wiedermals vielen Laufen, der Hitze und dem damit verbundenen Schwitzen, der Hitze im Boot, von der nicht-vorhandenen Dusche, den Leuten, die nur oberflächlich redeten und der Toilette:

Da ich nämlich ein ganzes Subway Chicken Teriyaki aß, musste ich dann zwangsweise doch mal auf dem Boot mein Geschäft verrichten. Und da ich den ganzen Tag gespart hatte, war die Schiffstoilette dann auch erst einmal wegen Bauarbeiten gesperrt. Der kleine Raum war so heiß und ich war sicher 20 Minuten da drin, um es wieder in Ordnung zu bringen. Dat verdammte Pumpen brachte so gut wie nix. Es war verstopft. Ich hatte so einen Hass und war einfach nur aggro. Ich hab alles so verflucht. Irgendwann hatte ich es dann geschafft und schwor mir, nie wieder auf diese Toilette zu gehen…

Ich blieb den Abend am Boot und hing dort mit den anderen ab.

Als ich im Bett lag, sprang mein Gehirn direkt wieder an. Ich musste alles Erlebte erst noch einmal revue passieren lassen.

Ich war wieder mal sehr genervt und hatte durchaus den Gedanken, abzubrechen und nicht bis Sonntag zu bleiben. Vielleicht könnte ich ja nach Den Haag oder so. Irgendwo in ein Hostel oder so. Irgendwohin, wo es besser ist als hier auf diesem Boot! „Was für eine Scheiße!“ dachte ich mir.

Tim hatte mir am Tage irgendwann geschrieben, dass er vielleicht am Wochenende nach Holland kommt, wenn er etwas findet. Also in Zandvoort am Strand.

Ich dachte mir: „Komm Huylle! Du hast das jetzt extra gebucht, um dich herauszufordern, da kannste nicht direkt nach zwei Tagen aufgeben und den Verschwindi-Bus nehmen… Wenn Tim Samstag schon nach Zandvoort kommt, fährste halt en Tag eher hier weg. Das ist ok. Aber nicht vorher aufgeben! Dat is kacke! Das bereust du sonst!“…

In dem Moment bekam ich die Einsicht, dass ich generell wohl zu schnell aufgebe und alles immer direkt schlecht sehe. Klar hätte ich das Ganze hinschmeißen können. Und es wäre wohl für viele auch verständlich gewesen. Aber ich hätte es bereut! Deshalb sagte ich mir selbst „Zieh das jetzt durch!“. Und ich bin froh und stolz, dass ich es tat. Denn die nächsten Tage wurden stetig besser.

Dazu dann morgen wahrscheinlich wieder mehr.

Schönen Abend. Und denkt dran, immer gelassen bleiben. ;-p
Euer Huylle

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